Artikel von Erik van Slooten

DIE EFFIZIENZ DER STUNDENASTROLOGIE

(erschienen in Astroforum-Sternzeit 2008/2)

 

Sinnvolle konkrete Prognose

Im Gegensatz zu früheren Zeiten arbeiten Astrologen unserer Zeit fast ausschließlich mit dem Geburtshoroskop und den daraus abgeleiteten Prognose- und Synastrietechniken: Solaren, Transiten, Direktionen, Progressionen, Compositen, Combinen usw. Wie hilfreich diese Techniken in der Beratung von Klienten auch sein mögen, wenn es um konkrete Aussagen geht, erweist sich keine von ihnen als so effizient wie die Stundenastrologie.

Eine wahre Geschichte: Eine Frau ließ sich von einer psychologischen Astrologin beraten. Nachdem diese durchaus kompetente Astrologin ihr das Geburtshoroskop erklärt hatte, fragte die Frau plötzlich: "Wird es mit dem Mann, in den ich mich verliebt habe, zu einer festen Beziehung kommen?" Es stellte sich heraus, dass die Klientin im Grunde nur an der Beantwortung dieser Frage interessiert war! Weil sie die Geburtsdaten dieses Mannes kannte, fing die Astrologin an, Synastrie zu betreiben. Sie erstellte zudem Composit und Combin und musste nach vielen Stunden Arbeit zur Erkenntnis kommen, dass sie die Frage nicht klar beantworten konnte. Noch ganz abgesehen davon, dass die Einbeziehung des Geburtshoroskops dieses Mannes ohne dessen Genehmigung ethisch nicht in Ordnung war, war die Beratung für beide Frauen eine frustrierende Erfahrung. So kam diese Klientin zu mir und stellte mir die gleiche Frage, die ich ihr mit Hilfe der Stundenastrologie innerhalb von 10 Minuten beantworten konnte.

Übrigens überlege ich mir bei allen Fragen, die mir gestellt werden, zuerst, inwiefern es meinem Klienten nützt, die Antwort zu bekommen. Auch frage ich meine Klienten beim ersten Gespräch, ob sie schon darüber nachgedacht haben, wie sie mit einer eventuellen negativen Antwort umgehen werden. Regelmäßig kann ich sie davon überzeugen, ihre Frage wieder zurückzuziehen oder überhaupt nicht zu stellen, weil sie einsehen, dass sie bestimmte Erfahrungen selbst machen müssen. Übrigens: Wenn eine Antwort für den Klienten enttäuschend ist, darf der Stundenastrologe ihn nicht im Stich lassen, sondern hat die Pflicht, mit ihm gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten und Alternativen zu suchen. Diese bieten sich oft schon im Stundenhoroskop an, manchmal auch in den laufenden Transiten über das Radix oder im aktuellen Solar. Klassische Astrologie ist nicht fatalistisch, sondern bietet immer Alternativen an.

Immer mehr Klienten erwarten auf ihre konkreten Fragen konkrete Antworten. Ich spreche jetzt sowohl von den Klienten mit tiefgehenden Lebensfragen als auch von denen, die sachliche Fragen schnell geklärt haben möchten und sich keine ausführlichen psychologischen oder Karma-Analysen wünschen. Sie wenden sich an Stundenastrologen, weil die psychologischen Astrologen ihnen diese Antworten oft nicht geben können. Übrigens sind es immer öfters die psychologischen Astrologen selbst, die diese Klienten an ihre stundenastrologischen Kollegen verweisen. Das ist zwar erfreulich, aber wäre es nicht besser, wenn die Psychologen sich das stundenastrologische Handwerk selbst aneignen würden? Leider wollen viele Astrologen aber von der Stundenastrologie nichts wissen. Einer der Gründe dafür ist, dass konkrete stundenastrologische Aussagen viel besser auf ihre Richtigkeit zu überprüfen sind als die Aussagen, welche in psychologisch orientierten Radix-Sitzungen gemacht werden.

Dass mit Hilfe der Stundenastrologie konk"rete Prognosen sowohl technisch möglich sind als oft auch menschlich hilfreich sein können, habe ich in meinen Büchern und in vielen Artikeln anhand konkreter Beispiele unter Beweis gestellt. Auf die Vorurteile, die bezüglich konkreter Prognose noch immer herrschen, werde ich hier nicht mehr eingehen. Ich habe sie an anderen Stellen schon ausführlich behandelt, u.a. in meinem neuesten Buch "Klassische Stundenastrologie - Ein Lehrgang zum Selbststudium".

Die älteste Astrologie

Die Stundenastrologie ist eine sehr saubere Form der Astrologie. Es handelt sich um die älteste astrologische Technik überhaupt. Die Stundenastrologie basiert zum größten Teil auf Regeln, die seit Jahrtausenden unverändert geblieben sind, eben weil sie sich bewährt haben.

Wenn Astrologen die Astrologie gegen Skeptiker verteidigen müssen, machen sie immer wieder die Erfahrung, dass diese nicht wissen, wovon sie reden. Traurig aber wahr: Das gleiche Gefühl haben Stundenastrologen, wenn sie die Stundenastrologie gegen die psychologisch orientierten Astrologen verteidigen müssen. Jeder Astrologe, der sich die Mühe macht, eine Zeit lang stundenastrologisch zu arbeiten, wird von der Zuverlässigkeit dieser Methode begeistert sein.

In früheren Zeiten lernten Astrologiestudenten zuerst die Stundenastrologie, weil sie zu Recht als die Basis aller anderen Formen der Astrologie betrachtet wurde. Erst an zweiter Stelle kam die Geburtsastrologie. Heutzutage ist es eher umgekehrt, obwohl auch viele Astrologen leider ihre Ausbildung abschließen, ohne die Stundenastrologie kennen gelernt zu haben.

Diese Vernachlässigung der Stundenastrologie fing schon teilweise in der Renaissance an. Ptolemäus (2. Jahrhundert), hat mit seinen Tetrabiblios (= ‘vier Bücher’) leider einen unglaublich großen Einfluss auf die Astrologie der Renaissance ausgeübt. Leider, denn Ptolemäus, vor allem Astronom und Musiktheoretiker, war im Grunde ein höchst mittelmäßiger Astrologe, dessen Kenntnis der Astrologie nicht auf dem damaligen aktuellen Prüfstand war. In seinem Werk findet man keine einzige Horoskopdeutung. Ein viel besserer Astrologe war beispielsweise Ptolemäus’ Zeitgenosse Vettius Valens, der uns in seinem Werk Anthologien u.a. eine ausführliche Horoskopsammlung hinterlassen hat, aber dessen Schriften aus verschiedenen Gründen in der Renaissance relativ unbekannt blieben.

Weil die Tetrabiblios sich nicht mit Stundenastrologie beschäftigen, führte das in der Renaissance zu einem nachlassenden Interesse für diese alte Kunst. Noch etwas anderes trug dazu bei: Die Stundenastrologie wurde vor allem von arabischen, sprich islamischen Astrologen entwickelt und wurde deshalb von u.a. dem streng christlichen Johannes Kepler als eine abergläubische Aktivität, eine teuflische Kunst, abgelehnt. Zu dieser allgemeinen Ablehnung der arabischen Astrologie hat damals zweifellos auch die allgemeine Angst in Europa vor einer Invasion der Türken beigetragen.

Eine Neubelebung der Stundenastrologie bewirkte der berühmte englische Astrologe William Lilly (1602-1681), dessen Buch Christian Astrology (1647) noch immer als die Bibel der Stundenastrologie betrachtet wird. Der Titel dieses Buches ist polemisch, denn damit wollte Lilly klarstellen, dass die Stundenastrologie keine heidnische Technik ist!

Die spätere Entwicklung

Am Ende des 17. Jahrhunderts verursachte die sogenannte Aufklärung (die in vielen Hinsichten eher eine ‘Verfinsterung’ bedeutete!) in der Entwicklung der Astrologie einen Bruch, der über zwei Jahrhunderte andauerte. In dieser langen Periode starb die Astrologie allmählich, bis sie Ende des 19. Jahrhunderts fast buchstäblich ‘neu entdeckt’ wurde. Sie ging unter Einfluss von u.a. Alan Leo in England völlig neue Wege und konnte sich allmählich zu der esoterisch-psychologischen Astrologie entwickeln, welche die Astrologie des Westens in den letzten Jahrzehnten dominiert hat.

In England und Amerika, wie auch in den Niederlanden stieß die Stundenastrologie im 20. Jahrhundert wieder auf reges Interesse. Nicht aber in Deutschland, wo der einflussreiche Astrologe Thomas Ring meinte, dass die klassische Astrologie nicht mehr tauglich war und ‘revidiert’ werden musste. Rings Verdienste für die moderne psychologische Astrologie sind sicher groß, aber leider hatte er keine Ahnung davon, was klassische Astrologie eigentlich ist und wie wesentlich die Bedeutung der Stundenastrologie in der klassischen Periode war. Das konnte er auch nicht wissen, weil in seiner Zeit die klassischen Quellen kaum zugänglich waren. Nur wer Latein, Griechisch und Arabisch beherrschte, konnte diese Texte lesen. Diese Lage hat sich dank des in Amerika gestarteten und noch nicht vollendeten Projekts Hindsight erfreulich geändert. In diesem Projekt werden alle wichtigen astrologischen Quellen ins Englische übersetzt, so dass allmählich klar wird, welch unglaublicher Reichtum in diesen Texten begraben lag.

Als ich 1992 anfing, die Stundenastrologie im deutschsprachigen Raum zu verbreiten, war ich im DAV fast der einzige geprüfte Astrologe, der sich mit dieser Technik befasste. Bei meiner ‘Mission’ (ich habe einen Schütze-Aszendent J ) bekam ich viel Gegenwind von namhaften Astrologen, welche die Stundenastrologie als ‘Jahrmarktswahrsagerei’ bezeichneten. Obwohl es auch jetzt noch immer vehemente Gegner der Stundenastrologie gibt, hat diese sich eindeutig durchsetzen und etablieren können, auch innerhalb des DAV. Die Stundenastrologie ist aus der aktuellen Astroszene einfach nicht mehr wegzudenken.

 

Würden, Rezeptionen und Herrschaften

Bevor ich zwei konkrete Beispiele aus meinem neuen Buch* gebe, sollte ich meinen Lesern die in unserer Zeit leider vernachlässigten Würden erklären, auf welche man in der klassischen Astrologie unmöglich verzichten kann. Die Würden der Planeten sind das A & O der klassischen Astrologie!

Nach Erfahrung der klassischen Astrologen ist es ohne Berücksichtigung der Würden überhaupt nicht möglich, konkrete Aussagen zu machen.

Die beiden Lichter Sonne und Mond haben jeweils in Löwe und Krebs ihre Domizile, während die Domizile von Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sich an beiden Seiten der Domizile von Sonne und Mond gruppieren. Merkur beherrscht Zwillinge und Jungfrau, Venus Stier und Waage, Mars nicht nur Widder, sondern auch Skorpion, Jupiter sowohl Schütze als Fische und Saturn Steinbock und Wassermann. Zudem hat jeder antike Planet in einem bestimmten Zeichen seine Erhöhung: Sonne in Widder, Mond in Stier, Merkur in Jungfrau, Venus in Fische, Mars in Steinbock, Jupiter in Krebs und Saturn in Waage. Ein Planet steht in seinem Domizil oder in seiner Erhöhung recht gut, weil er dort seine besten Eigenschaften entfalten kann.

Die negativen Würden sind Exil und Fall. In seinem Exil steht ein Planet im Zeichen, das dem Zeichen gegenüber liegt, in dem er sein Domizil hat. Mit Ausnahme von den beiden Lichtern Sonne und Mond haben alle antiken Planeten zwei Domizile und damit auch zwei Exile. In Fall steht ein Planet im Zeichen gegenüber dem Zeichen, in dem er erhöht ist. In Exil oder Fall wird ein Planet eher seine negativeren Eigenschaften entwickeln.

Peregrin nennt man einen Planeten, der weder in einer positiven noch in einer negativen Würde steht, was als ziemlich negativ zu bewerten ist.

Die kleineren Würden Triplizität, Grenzen und Dekanat werde ich im beschränkten Rahmen dieses Artikels nicht behandeln.

Als Hausherrscher kommen nur die antiken Planeten (Sonne bis Saturn) in Betracht. Die neuen Planeten Uranus, Neptun & Pluto können die Deutung gegebenenfalls ergänzen und verfeinern, insbesondere wenn sie an einer Achse dominieren, aber sie können niemals zu Hausherrn befördert werden. Wenn eine Häuserspitze in Skorpion fällt, ist Mars sein Herrscher und nicht Pluto. Gleichfalls gehen wir vor mit einer Häuserspitze in Wassermann oder in Fische. Im ersten Fall ist Saturn (und nicht Uranus), im zweiten Fall Jupiter (und nicht Neptun) der Hausherrscher.

(erschienen in Astroforum-Sternzeit 2008/2)

 

Sinnvolle konkrete Prognose

Im Gegensatz zu früheren Zeiten arbeiten Astrologen unserer Zeit fast ausschließlich mit dem Geburtshoroskop und den daraus abgeleiteten Prognose- und Synastrietechniken: Solaren, Transiten, Direktionen, Progressionen, Compositen, Combinen usw. Wie hilfreich diese Techniken in der Beratung von Klienten auch sein mögen, wenn es um konkrete Aussagen geht, erweist sich keine von ihnen als so effizient wie die Stundenastrologie.

Eine wahre Geschichte: Eine Frau ließ sich von einer psychologischen Astrologin beraten. Nachdem diese durchaus kompetente Astrologin ihr das Geburtshoroskop erklärt hatte, fragte die Frau plötzlich: "Wird es mit dem Mann, in den ich mich verliebt habe, zu einer festen Beziehung kommen?" Es stellte sich heraus, dass die Klientin im Grunde nur an der Beantwortung dieser Frage interessiert war! Weil sie die Geburtsdaten dieses Mannes kannte, fing die Astrologin an, Synastrie zu betreiben. Sie erstellte zudem Composit und Combin und musste nach vielen Stunden Arbeit zur Erkenntnis kommen, dass sie die Frage nicht klar beantworten konnte. Noch ganz abgesehen davon, dass die Einbeziehung des Geburtshoroskops dieses Mannes ohne dessen Genehmigung ethisch nicht in Ordnung war, war die Beratung für beide Frauen eine frustrierende Erfahrung. So kam diese Klientin zu mir und stellte mir die gleiche Frage, die ich ihr mit Hilfe der Stundenastrologie innerhalb von 10 Minuten beantworten konnte.

Übrigens überlege ich mir bei allen Fragen, die mir gestellt werden, zuerst, inwiefern es meinem Klienten nützt, die Antwort zu bekommen. Auch frage ich meine Klienten beim ersten Gespräch, ob sie schon darüber nachgedacht haben, wie sie mit einer eventuellen negativen Antwort umgehen werden. Regelmäßig kann ich sie davon überzeugen, ihre Frage wieder zurückzuziehen oder überhaupt nicht zu stellen, weil sie einsehen, dass sie bestimmte Erfahrungen selbst machen müssen. Übrigens: Wenn eine Antwort für den Klienten enttäuschend ist, darf der Stundenastrologe ihn nicht im Stich lassen, sondern hat die Pflicht, mit ihm gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten und Alternativen zu suchen. Diese bieten sich oft schon im Stundenhoroskop an, manchmal auch in den laufenden Transiten über das Radix oder im aktuellen Solar. Klassische Astrologie ist nicht fatalistisch, sondern bietet immer Alternativen an.

Immer mehr Klienten erwarten auf ihre konkreten Fragen konkrete Antworten. Ich spreche jetzt sowohl von den Klienten mit tiefgehenden Lebensfragen als auch von denen, die sachliche Fragen schnell geklärt haben möchten und sich keine ausführlichen psychologischen oder Karma-Analysen wünschen. Sie wenden sich an Stundenastrologen, weil die psychologischen Astrologen ihnen diese Antworten oft nicht geben können. Übrigens sind es immer öfters die psychologischen Astrologen selbst, die diese Klienten an ihre stundenastrologischen Kollegen verweisen. Das ist zwar erfreulich, aber wäre es nicht besser, wenn die Psychologen sich das stundenastrologische Handwerk selbst aneignen würden? Leider wollen viele Astrologen aber von der Stundenastrologie nichts wissen. Einer der Gründe dafür ist, dass konkrete stundenastrologische Aussagen viel besser auf ihre Richtigkeit zu überprüfen sind als die Aussagen, welche in psychologisch orientierten Radix-Sitzungen gemacht werden.

Dass mit Hilfe der Stundenastrologie konk"rete Prognosen sowohl technisch möglich sind als oft auch menschlich hilfreich sein können, habe ich in meinen Büchern und in vielen Artikeln anhand konkreter Beispiele unter Beweis gestellt. Auf die Vorurteile, die bezüglich konkreter Prognose noch immer herrschen, werde ich hier nicht mehr eingehen. Ich habe sie an anderen Stellen schon ausführlich behandelt, u.a. in meinem neuesten Buch "Klassische Stundenastrologie - Ein Lehrgang zum Selbststudium".

Die älteste Astrologie

Die Stundenastrologie ist eine sehr saubere Form der Astrologie. Es handelt sich um die älteste astrologische Technik überhaupt. Die Stundenastrologie basiert zum größten Teil auf Regeln, die seit Jahrtausenden unverändert geblieben sind, eben weil sie sich bewährt haben.

Wenn Astrologen die Astrologie gegen Skeptiker verteidigen müssen, machen sie immer wieder die Erfahrung, dass diese nicht wissen, wovon sie reden. Traurig aber wahr: Das gleiche Gefühl haben Stundenastrologen, wenn sie die Stundenastrologie gegen die psychologisch orientierten Astrologen verteidigen müssen. Jeder Astrologe, der sich die Mühe macht, eine Zeit lang stundenastrologisch zu arbeiten, wird von der Zuverlässigkeit dieser Methode begeistert sein.

In früheren Zeiten lernten Astrologiestudenten zuerst die Stundenastrologie, weil sie zu Recht als die Basis aller anderen Formen der Astrologie betrachtet wurde. Erst an zweiter Stelle kam die Geburtsastrologie. Heutzutage ist es eher umgekehrt, obwohl auch viele Astrologen leider ihre Ausbildung abschließen, ohne die Stundenastrologie kennen gelernt zu haben.

Diese Vernachlässigung der Stundenastrologie fing schon teilweise in der Renaissance an. Ptolemäus (2. Jahrhundert), hat mit seinen Tetrabiblios (= ‘vier Bücher’) leider einen unglaublich großen Einfluss auf die Astrologie der Renaissance ausgeübt. Leider, denn Ptolemäus, vor allem Astronom und Musiktheoretiker, war im Grunde ein höchst mittelmäßiger Astrologe, dessen Kenntnis der Astrologie nicht auf dem damaligen aktuellen Prüfstand war. In seinem Werk findet man keine einzige Horoskopdeutung. Ein viel besserer Astrologe war beispielsweise Ptolemäus’ Zeitgenosse Vettius Valens, der uns in seinem Werk Anthologien u.a. eine ausführliche Horoskopsammlung hinterlassen hat, aber dessen Schriften aus verschiedenen Gründen in der Renaissance relativ unbekannt blieben.

Weil die Tetrabiblios sich nicht mit Stundenastrologie beschäftigen, führte das in der Renaissance zu einem nachlassenden Interesse für diese alte Kunst. Noch etwas anderes trug dazu bei: Die Stundenastrologie wurde vor allem von arabischen, sprich islamischen Astrologen entwickelt und wurde deshalb von u.a. dem streng christlichen Johannes Kepler als eine abergläubische Aktivität, eine teuflische Kunst, abgelehnt. Zu dieser allgemeinen Ablehnung der arabischen Astrologie hat damals zweifellos auch die allgemeine Angst in Europa vor einer Invasion der Türken beigetragen.

Eine Neubelebung der Stundenastrologie bewirkte der berühmte englische Astrologe William Lilly (1602-1681), dessen Buch Christian Astrology (1647) noch immer als die Bibel der Stundenastrologie betrachtet wird. Der Titel dieses Buches ist polemisch, denn damit wollte Lilly klarstellen, dass die Stundenastrologie keine heidnische Technik ist!

Die spätere Entwicklung

Am Ende des 17. Jahrhunderts verursachte die sogenannte Aufklärung (die in vielen Hinsichten eher eine ‘Verfinsterung’ bedeutete!) in der Entwicklung der Astrologie einen Bruch, der über zwei Jahrhunderte andauerte. In dieser langen Periode starb die Astrologie allmählich, bis sie Ende des 19. Jahrhunderts fast buchstäblich ‘neu entdeckt’ wurde. Sie ging unter Einfluss von u.a. Alan Leo in England völlig neue Wege und konnte sich allmählich zu der esoterisch-psychologischen Astrologie entwickeln, welche die Astrologie des Westens in den letzten Jahrzehnten dominiert hat.

In England und Amerika, wie auch in den Niederlanden stieß die Stundenastrologie im 20. Jahrhundert wieder auf reges Interesse. Nicht aber in Deutschland, wo der einflussreiche Astrologe Thomas Ring meinte, dass die klassische Astrologie nicht mehr tauglich war und ‘revidiert’ werden musste. Rings Verdienste für die moderne psychologische Astrologie sind sicher groß, aber leider hatte er keine Ahnung davon, was klassische Astrologie eigentlich ist und wie wesentlich die Bedeutung der Stundenastrologie in der klassischen Periode war. Das konnte er auch nicht wissen, weil in seiner Zeit die klassischen Quellen kaum zugänglich waren. Nur wer Latein, Griechisch und Arabisch beherrschte, konnte diese Texte lesen. Diese Lage hat sich dank des in Amerika gestarteten und noch nicht vollendeten Projekts Hindsight erfreulich geändert. In diesem Projekt werden alle wichtigen astrologischen Quellen ins Englische übersetzt, so dass allmählich klar wird, welch unglaublicher Reichtum in diesen Texten begraben lag.

Als ich 1992 anfing, die Stundenastrologie im deutschsprachigen Raum zu verbreiten, war ich im DAV fast der einzige geprüfte Astrologe, der sich mit dieser Technik befasste. Bei meiner ‘Mission’ (ich habe einen Schütze-Aszendent J ) bekam ich viel Gegenwind von namhaften Astrologen, welche die Stundenastrologie als ‘Jahrmarktswahrsagerei’ bezeichneten. Obwohl es auch jetzt noch immer vehemente Gegner der Stundenastrologie gibt, hat diese sich eindeutig durchsetzen und etablieren können, auch innerhalb des DAV. Die Stundenastrologie ist aus der aktuellen Astroszene einfach nicht mehr wegzudenken.

 

Würden, Rezeptionen und Herrschaften

Bevor ich zwei konkrete Beispiele aus meinem neuen Buch* gebe, sollte ich meinen Lesern die in unserer Zeit leider vernachlässigten Würden erklären, auf welche man in der klassischen Astrologie unmöglich verzichten kann. Die Würden der Planeten sind das A & O der klassischen Astrologie!

Nach Erfahrung der klassischen Astrologen ist es ohne Berücksichtigung der Würden überhaupt nicht möglich, konkrete Aussagen zu machen.

Die beiden Lichter Sonne und Mond haben jeweils in Löwe und Krebs ihre Domizile, während die Domizile von Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sich an beiden Seiten der Domizile von Sonne und Mond gruppieren. Merkur beherrscht Zwillinge und Jungfrau, Venus Stier und Waage, Mars nicht nur Widder, sondern auch Skorpion, Jupiter sowohl Schütze als Fische und Saturn Steinbock und Wassermann. Zudem hat jeder antike Planet in einem bestimmten Zeichen seine Erhöhung: Sonne in Widder, Mond in Stier, Merkur in Jungfrau, Venus in Fische, Mars in Steinbock, Jupiter in Krebs und Saturn in Waage. Ein Planet steht in seinem Domizil oder in seiner Erhöhung recht gut, weil er dort seine besten Eigenschaften entfalten kann.

Die negativen Würden sind Exil und Fall. In seinem Exil steht ein Planet im Zeichen, das dem Zeichen gegenüber liegt, in dem er sein Domizil hat. Mit Ausnahme von den beiden Lichtern Sonne und Mond haben alle antiken Planeten zwei Domizile und damit auch zwei Exile. In Fall steht ein Planet im Zeichen gegenüber dem Zeichen, in dem er erhöht ist. In Exil oder Fall wird ein Planet eher seine negativeren Eigenschaften entwickeln.

Peregrin nennt man einen Planeten, der weder in einer positiven noch in einer negativen Würde steht, was als ziemlich negativ zu bewerten ist.

Die kleineren Würden Triplizität, Grenzen und Dekanat werde ich im beschränkten Rahmen dieses Artikels nicht behandeln.

Als Hausherrscher kommen nur die antiken Planeten (Sonne bis Saturn) in Betracht. Die neuen Planeten Uranus, Neptun & Pluto können die Deutung gegebenenfalls ergänzen und verfeinern, insbesondere wenn sie an einer Achse dominieren, aber sie können niemals zu Hausherrn befördert werden. Wenn eine Häuserspitze in Skorpion fällt, ist Mars sein Herrscher und nicht Pluto. Gleichfalls gehen wir vor mit einer Häuserspitze in Wassermann oder in Fische. Im ersten Fall ist Saturn (und nicht Uranus), im zweiten Fall Jupiter (und nicht Neptun) der Hausherrscher.

(erschienen in Astroforum-Sternzeit 2008/2)

 

Sinnvolle konkrete Prognose

Im Gegensatz zu früheren Zeiten arbeiten Astrologen unserer Zeit fast ausschließlich mit dem Geburtshoroskop und den daraus abgeleiteten Prognose- und Synastrietechniken: Solaren, Transiten, Direktionen, Progressionen, Compositen, Combinen usw. Wie hilfreich diese Techniken in der Beratung von Klienten auch sein mögen, wenn es um konkrete Aussagen geht, erweist sich keine von ihnen als so effizient wie die Stundenastrologie.

Eine wahre Geschichte: Eine Frau ließ sich von einer psychologischen Astrologin beraten. Nachdem diese durchaus kompetente Astrologin ihr das Geburtshoroskop erklärt hatte, fragte die Frau plötzlich: "Wird es mit dem Mann, in den ich mich verliebt habe, zu einer festen Beziehung kommen?" Es stellte sich heraus, dass die Klientin im Grunde nur an der Beantwortung dieser Frage interessiert war! Weil sie die Geburtsdaten dieses Mannes kannte, fing die Astrologin an, Synastrie zu betreiben. Sie erstellte zudem Composit und Combin und musste nach vielen Stunden Arbeit zur Erkenntnis kommen, dass sie die Frage nicht klar beantworten konnte. Noch ganz abgesehen davon, dass die Einbeziehung des Geburtshoroskops dieses Mannes ohne dessen Genehmigung ethisch nicht in Ordnung war, war die Beratung für beide Frauen eine frustrierende Erfahrung. So kam diese Klientin zu mir und stellte mir die gleiche Frage, die ich ihr mit Hilfe der Stundenastrologie innerhalb von 10 Minuten beantworten konnte.

Übrigens überlege ich mir bei allen Fragen, die mir gestellt werden, zuerst, inwiefern es meinem Klienten nützt, die Antwort zu bekommen. Auch frage ich meine Klienten beim ersten Gespräch, ob sie schon darüber nachgedacht haben, wie sie mit einer eventuellen negativen Antwort umgehen werden. Regelmäßig kann ich sie davon überzeugen, ihre Frage wieder zurückzuziehen oder überhaupt nicht zu stellen, weil sie einsehen, dass sie bestimmte Erfahrungen selbst machen müssen. Übrigens: Wenn eine Antwort für den Klienten enttäuschend ist, darf der Stundenastrologe ihn nicht im Stich lassen, sondern hat die Pflicht, mit ihm gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten und Alternativen zu suchen. Diese bieten sich oft schon im Stundenhoroskop an, manchmal auch in den laufenden Transiten über das Radix oder im aktuellen Solar. Klassische Astrologie ist nicht fatalistisch, sondern bietet immer Alternativen an.

Immer mehr Klienten erwarten auf ihre konkreten Fragen konkrete Antworten. Ich spreche jetzt sowohl von den Klienten mit tiefgehenden Lebensfragen als auch von denen, die sachliche Fragen schnell geklärt haben möchten und sich keine ausführlichen psychologischen oder Karma-Analysen wünschen. Sie wenden sich an Stundenastrologen, weil die psychologischen Astrologen ihnen diese Antworten oft nicht geben können. Übrigens sind es immer öfters die psychologischen Astrologen selbst, die diese Klienten an ihre stundenastrologischen Kollegen verweisen. Das ist zwar erfreulich, aber wäre es nicht besser, wenn die Psychologen sich das stundenastrologische Handwerk selbst aneignen würden? Leider wollen viele Astrologen aber von der Stundenastrologie nichts wissen. Einer der Gründe dafür ist, dass konkrete stundenastrologische Aussagen viel besser auf ihre Richtigkeit zu überprüfen sind als die Aussagen, welche in psychologisch orientierten Radix-Sitzungen gemacht werden.

Dass mit Hilfe der Stundenastrologie konk"rete Prognosen sowohl technisch möglich sind als oft auch menschlich hilfreich sein können, habe ich in meinen Büchern und in vielen Artikeln anhand konkreter Beispiele unter Beweis gestellt. Auf die Vorurteile, die bezüglich konkreter Prognose noch immer herrschen, werde ich hier nicht mehr eingehen. Ich habe sie an anderen Stellen schon ausführlich behandelt, u.a. in meinem neuesten Buch "Klassische Stundenastrologie - Ein Lehrgang zum Selbststudium".

Die älteste Astrologie

Die Stundenastrologie ist eine sehr saubere Form der Astrologie. Es handelt sich um die älteste astrologische Technik überhaupt. Die Stundenastrologie basiert zum größten Teil auf Regeln, die seit Jahrtausenden unverändert geblieben sind, eben weil sie sich bewährt haben.

Wenn Astrologen die Astrologie gegen Skeptiker verteidigen müssen, machen sie immer wieder die Erfahrung, dass diese nicht wissen, wovon sie reden. Traurig aber wahr: Das gleiche Gefühl haben Stundenastrologen, wenn sie die Stundenastrologie gegen die psychologisch orientierten Astrologen verteidigen müssen. Jeder Astrologe, der sich die Mühe macht, eine Zeit lang stundenastrologisch zu arbeiten, wird von der Zuverlässigkeit dieser Methode begeistert sein.

In früheren Zeiten lernten Astrologiestudenten zuerst die Stundenastrologie, weil sie zu Recht als die Basis aller anderen Formen der Astrologie betrachtet wurde. Erst an zweiter Stelle kam die Geburtsastrologie. Heutzutage ist es eher umgekehrt, obwohl auch viele Astrologen leider ihre Ausbildung abschließen, ohne die Stundenastrologie kennen gelernt zu haben.

Diese Vernachlässigung der Stundenastrologie fing schon teilweise in der Renaissance an. Ptolemäus (2. Jahrhundert), hat mit seinen Tetrabiblios (= ‘vier Bücher’) leider einen unglaublich großen Einfluss auf die Astrologie der Renaissance ausgeübt. Leider, denn Ptolemäus, vor allem Astronom und Musiktheoretiker, war im Grunde ein höchst mittelmäßiger Astrologe, dessen Kenntnis der Astrologie nicht auf dem damaligen aktuellen Prüfstand war. In seinem Werk findet man keine einzige Horoskopdeutung. Ein viel besserer Astrologe war beispielsweise Ptolemäus’ Zeitgenosse Vettius Valens, der uns in seinem Werk Anthologien u.a. eine ausführliche Horoskopsammlung hinterlassen hat, aber dessen Schriften aus verschiedenen Gründen in der Renaissance relativ unbekannt blieben.

Weil die Tetrabiblios sich nicht mit Stundenastrologie beschäftigen, führte das in der Renaissance zu einem nachlassenden Interesse für diese alte Kunst. Noch etwas anderes trug dazu bei: Die Stundenastrologie wurde vor allem von arabischen, sprich islamischen Astrologen entwickelt und wurde deshalb von u.a. dem streng christlichen Johannes Kepler als eine abergläubische Aktivität, eine teuflische Kunst, abgelehnt. Zu dieser allgemeinen Ablehnung der arabischen Astrologie hat damals zweifellos auch die allgemeine Angst in Europa vor einer Invasion der Türken beigetragen.

Eine Neubelebung der Stundenastrologie bewirkte der berühmte englische Astrologe William Lilly (1602-1681), dessen Buch Christian Astrology (1647) noch immer als die Bibel der Stundenastrologie betrachtet wird. Der Titel dieses Buches ist polemisch, denn damit wollte Lilly klarstellen, dass die Stundenastrologie keine heidnische Technik ist!

Die spätere Entwicklung

Am Ende des 17. Jahrhunderts verursachte die sogenannte Aufklärung (die in vielen Hinsichten eher eine ‘Verfinsterung’ bedeutete!) in der Entwicklung der Astrologie einen Bruch, der über zwei Jahrhunderte andauerte. In dieser langen Periode starb die Astrologie allmählich, bis sie Ende des 19. Jahrhunderts fast buchstäblich ‘neu entdeckt’ wurde. Sie ging unter Einfluss von u.a. Alan Leo in England völlig neue Wege und konnte sich allmählich zu der esoterisch-psychologischen Astrologie entwickeln, welche die Astrologie des Westens in den letzten Jahrzehnten dominiert hat.

In England und Amerika, wie auch in den Niederlanden stieß die Stundenastrologie im 20. Jahrhundert wieder auf reges Interesse. Nicht aber in Deutschland, wo der einflussreiche Astrologe Thomas Ring meinte, dass die klassische Astrologie nicht mehr tauglich war und ‘revidiert’ werden musste. Rings Verdienste für die moderne psychologische Astrologie sind sicher groß, aber leider hatte er keine Ahnung davon, was klassische Astrologie eigentlich ist und wie wesentlich die Bedeutung der Stundenastrologie in der klassischen Periode war. Das konnte er auch nicht wissen, weil in seiner Zeit die klassischen Quellen kaum zugänglich waren. Nur wer Latein, Griechisch und Arabisch beherrschte, konnte diese Texte lesen. Diese Lage hat sich dank des in Amerika gestarteten und noch nicht vollendeten Projekts Hindsight erfreulich geändert. In diesem Projekt werden alle wichtigen astrologischen Quellen ins Englische übersetzt, so dass allmählich klar wird, welch unglaublicher Reichtum in diesen Texten begraben lag.

Als ich 1992 anfing, die Stundenastrologie im deutschsprachigen Raum zu verbreiten, war ich im DAV fast der einzige geprüfte Astrologe, der sich mit dieser Technik befasste. Bei meiner ‘Mission’ (ich habe einen Schütze-Aszendent J ) bekam ich viel Gegenwind von namhaften Astrologen, welche die Stundenastrologie als ‘Jahrmarktswahrsagerei’ bezeichneten. Obwohl es auch jetzt noch immer vehemente Gegner der Stundenastrologie gibt, hat diese sich eindeutig durchsetzen und etablieren können, auch innerhalb des DAV. Die Stundenastrologie ist aus der aktuellen Astroszene einfach nicht mehr wegzudenken.

 

Würden, Rezeptionen und Herrschaften

Bevor ich zwei konkrete Beispiele aus meinem neuen Buch* gebe, sollte ich meinen Lesern die in unserer Zeit leider vernachlässigten Würden erklären, auf welche man in der klassischen Astrologie unmöglich verzichten kann. Die Würden der Planeten sind das A & O der klassischen Astrologie!

Nach Erfahrung der klassischen Astrologen ist es ohne Berücksichtigung der Würden überhaupt nicht möglich, konkrete Aussagen zu machen.

Die beiden Lichter Sonne und Mond haben jeweils in Löwe und Krebs ihre Domizile, während die Domizile von Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sich an beiden Seiten der Domizile von Sonne und Mond gruppieren. Merkur beherrscht Zwillinge und Jungfrau, Venus Stier und Waage, Mars nicht nur Widder, sondern auch Skorpion, Jupiter sowohl Schütze als Fische und Saturn Steinbock und Wassermann. Zudem hat jeder antike Planet in einem bestimmten Zeichen seine Erhöhung: Sonne in Widder, Mond in Stier, Merkur in Jungfrau, Venus in Fische, Mars in Steinbock, Jupiter in Krebs und Saturn in Waage. Ein Planet steht in seinem Domizil oder in seiner Erhöhung recht gut, weil er dort seine besten Eigenschaften entfalten kann.

Die negativen Würden sind Exil und Fall. In seinem Exil steht ein Planet im Zeichen, das dem Zeichen gegenüber liegt, in dem er sein Domizil hat. Mit Ausnahme von den beiden Lichtern Sonne und Mond haben alle antiken Planeten zwei Domizile und damit auch zwei Exile. In Fall steht ein Planet im Zeichen gegenüber dem Zeichen, in dem er erhöht ist. In Exil oder Fall wird ein Planet eher seine negativeren Eigenschaften entwickeln.

Peregrin nennt man einen Planeten, der weder in einer positiven noch in einer negativen Würde steht, was als ziemlich negativ zu bewerten ist.

Die kleineren Würden Triplizität, Grenzen und Dekanat werde ich im beschränkten Rahmen dieses Artikels nicht behandeln.

Als Hausherrscher kommen nur die antiken Planeten (Sonne bis Saturn) in Betracht. Die neuen Planeten Uranus, Neptun & Pluto können die Deutung gegebenenfalls ergänzen und verfeinern, insbesondere wenn sie an einer Achse dominieren, aber sie können niemals zu Hausherrn befördert werden. Wenn eine Häuserspitze in Skorpion fällt, ist Mars sein Herrscher und nicht Pluto. Gleichfalls gehen wir vor mit einer Häuserspitze in Wassermann oder in Fische. Im ersten Fall ist Saturn (und nicht Uranus), im zweiten Fall Jupiter (und nicht Neptun) der Hausherrscher.

Fallbeispiel1: Ist die Mietwohnung okay?

 

Eine Frau, die auf der Suche nach einer Mietwohnung ist, hat an einem Sonntag eine Wohnung besichtigt und stellt mir am gleichen Tag die folgende Frage: "Ist die besichtigte Wohnung für mich ok?" Normalerweise lasse ich mir für die Beantwortung einer Frage ein bis zwei Tage Zeit, aber weil diese Frage sehr einfach war und die Frau eine schnelle Entscheidung treffen musste, habe ich die Frage sofort beim ersten Gespräch beantwortet, indem ich meinen Computer angeschaltet und am Telefon das Horoskop gedeutet habe. Ich brauchte dafür nur drei Planeten.

Horoskop: Ist die Mietwohung okay?

6.11.2005, 14.08 MEZ, Neubiberg (11E40; 48N04). AC 28°52’ Wassermann. Placidus

Bitte nur Saturn, Merkur und Jupiter eintragen. Keine Aspektlinien eintragen!

Die fragende Frau ist der klassische Herrscher des Aszendenten, hier: Saturn, der im 6. Haus in Löwe in Exil steht, was ziemlich ungünstig ist.

 

Immobilien und Grundstücke fallen unter das 4. Haus, dessen Herrscher in diesem Horoskop Merkur ist. Merkur steht in Schütze in Exil, was heißt, dass die Wohnung nicht ok ist. Weil Schütze ein Feuerzeichen ist, könnte die Heizung vielleicht nicht gut funktionieren. Ich fragte die Frau, ob die Wohnung kalt gewesen war (es war ein ungemütlicher Novembertag). Ja, das war sie, aber die Wohnung war leer gestanden, so dass die Heizung nicht angeschaltet war.

 

Bei Fragen über Kauf/Miete und Verkauf/Vermietung von Immobilien fällt der Preis immer unter das 10. Haus, dessen Herrscher hier Jupiter ist. Jupiter ist ein klassischer Wohltäter, aber wenn er den Preis, die Miete vertritt, heißt das fast immer: Übertreibung. Die Miete ist übertrieben hoch.

 

Der Aszendent befindet sich in den letzten Graden des Zeichens. Oft ist das ein Hinweis, dass die Frage zu spät kommt. Ein später Aszendent soll allerdings kein Grund sein, das Horoskop nicht zu deuten.

 

Während des Gesprächs entdeckte ich, dass das verheißungsvolle Trigon zwischen Merkur (Wohnung) und Saturn (Klientin) nicht zustande kommt! Saturn steht auf 11° Löwe, während Merkur auf 10° Schütze rückläufig wird. Der Aspekt wird vereitelt. Im Gegensatz zur Radixastrologie muss ein Aspekt auch wirklich exakt werden, damit etwas zustande kommen kann! Das ist hier nicht der Fall. Als ich meiner Klientin sagte, dass sie die Wohnung wahrscheinlich nicht bekommen würde, sagte sie mir, dass der Makler ihr die Wohnung fest versprochen hatte. Sie sollte nur am nächsten Tag um 9 Uhr anrufen und ihm ihre Entscheidung mitteilen. Ich antwortete, dass, wenn das tatsächlich der Fall wäre, sie sich nochmals die Wohnung genau ansehen und u.a. überprüfen sollte, ob die Heizung in Ordnung war. Auch sagte ich ihr, dass die Miete wahrscheinlich übertrieben hoch war, was sie bestätigen konnte, aber, so sagte sie mir, "in München ist das nun einmal so".

 

Am nächsten Tag rief die Frau mich wieder an. Sie hatte mit dem Makler gesprochen, weil sie mit ihm noch eine zweite Besichtigung vereinbaren wollte, aber das war nicht mehr nötig. Der Makler: "Es tut mir furchtbar Leid, Frau X., aber ohne mein Mitwissen hat ein Kollege die Wohnung schon am Samstag einem anderen Interessierten vergeben. Ich bin darüber ziemlich sauer."

 

Die Frage kam in diesem Fall tatsächlich zu spät. Ich sagte meiner Klientin: "Eigentlich sollen Sie froh sein. Die Wohnung ist sowieso zu teuer und hat bestimmt eine Macke".

 

Weil die Frau mir ein interessantes Horoskop für meine Sammlung geliefert hatte, habe ich ihr kein Honorar berechnet. Einige Wochen später fand sie eine Wohnung, die ihr viel besser gefiel und die sie auch genommen hat.

 

Übrigens steht auf 10° Schütze, dem Grad, an dem Merkur rückläufig wurde, der Fixstern Antares, welche von Alters her folgende Bedeutung hat: ‘Das Ende der Dinge’. Regelmäßig können Fixsterne eine bedeutende Rolle in Fragehoroskopen spielen!

 

Dieses Horoskop ist ein schönes Beispiel dafür, dass man Im Gegensatz zu einer Radixdeutung für die Deutung eines Stundenhorskops meistens nur wenige Planeten braucht.

 

Drehen für Anfänger

 

Die stundenastrologischen Regeln für das ‘Drehen’ eines Fragehoroskops liegen ziemlich fest. Das ist gut, denn drehen wir nicht, wenn gedreht werden soll (oder umgekehrt), deuten wir unwiderruflich falsch und geben die falsche Antwort.

 

Ein Stundenhoroskop wird ‘gedreht’, wenn der Fragende eine Frage über eine andere Person stellt. Fragt beispielsweise eine Mutter etwas über den Schulfreund ihres kleinen Sohnes ("Hat dieser Freund einen schlechten Einfluss auf meinen Sohn?"), dann ist das Kind der fragenden Mutter Haus 5 und... (Achtung: jetzt drehen wir!) sein Freund Haus 11, gezählt ab 5 = Haus 3 des Horoskops. Wenn du hier das Drehen vergisst und stattdessen das radikale Haus 11 (das heißt, Haus 11 des nicht gedrehten Horoskops) nimmst, machst du mit deiner Deutung bestimmt einen Schnitzer.

 

Achtung: fange mit der Drehung beim 5. Haus und nicht beim 6. Haus an. (Dieser Fehler wird oft gemacht.) Also: Haus 5 = Haus 1 des Sohnes, Haus 6 = 2, Haus 7 = 3 usw. Wenn du so weiter zählst, wird das radikale 3. Haus das 11. Haus des Sohnes. Der antike Herrscher dieses Hauses steht in diesem Horoskop für den Freund. Noch zwei Beispiele: die Putzfrau der Nachbarn: 6 (Putzfrau), gezählt ab 3 (Nachbarn) = 8. Die Schwester des Pfarrers: 3 (Schwester), gezählt ab 9 (Pfarrer) = 11.

 

Pass auf: Addiere nicht wie du es in der Schule gelernt hast (3 + 6 = 9; 9 + 3 = 12). Aber: 6 ab 3 = 8; 3 ab 9 = 11.

 

Trotzdem kommt es hin und wieder zum Zweifel: "Soll ich in diesem besonderen Fall das Horoskop drehen oder nicht?"

 

Mein Tipp: Lass dich vom Horoskop führen!

Fallbeispiel 2: Eine Wettervorhersage

 

"Wird das Wetter während der Grillparty meiner Mutter morgen Abend schön sein?"

 

Diese Frage stellte mir eine Frau, derer Mutter zu ihrem 90-jährigen Geburtstag im gemeinsamen Garten des Etagenhauses, in dem Mutter und Tochter wohnten, eine Grillparty geben wollte. Das Wetter in München war schon seit einigen Tagen warm und trocken, auch abends, aber der Wetterdienst sagte für den nächsten Tag Regen voraus.

Horoskop: "Wetter Grillparty/Mutter/morgen?"

12.7.2005, 14h19 MES; D-Neubiberg, 11E41; 48N04. AC: 27°04’ Waage, Placidus


Nur Mars und Jupiter eintragen!
Keine Aspektlinien eintragen!

Partys fallen unter das 5. Haus. Aber meine Zweifel war: Drehe ich das Horoskop oder nicht? Meine erste Überlegung war: Nein! Es ist zwar Mamas Fest, aber die Tochter hat alle Vorbereitungen zu treffen (den Gang zum Metzger, das Besorgen der Barbecues, den Kontakt mit dem Stundenastrologen für die Wettervorhersage usw.) In diesem Fall wäre die Party der radikale Herrscher 5 = Jupiter. Nach den ptolemäischen Planetenqualitäten ist Jupiter ein warmer und feuchter Planet, Generalsignifikator für Regen (!), der hier im warmen und feuchten Luftzeichen Waage steht. Damit würde die stundenastrologische Prognose mit der offiziellen Wettervorhersage übereinstimmen.

Wenn ich das Horoskop aber drehe, wird Muttis Party 5 ab 10 (Mutter) = der radikale Herr 2 = Mars! Dieser Planet ist warm und trocken und steht in seinem warmen und trockenen Domizil Widder recht gut. Prognose: das Wetter wird schön und trocken bleiben!

Was nun?

Ich lasse mich vom Horoskop führen. Eine Grillparty ist eine typische Marsaktivität, also ist die zweite Deutung logischer! Sicherheitshalber habe ich die Tochter noch angerufen und gefragt: "Betrachten Sie das Fest nicht mehr als Ihre eigene Party?" "Nein, nein," sagte sie, "ich muss zwar alles machen, aber es ist die Party meiner Mutter." Jetzt zögerte ich nicht mehr und beschloss, den offiziellen Wetterdienst herauszufordern. Meine Antwort: "Legen Sie los, das Wetter wird auch morgen schön und trocken bleiben." Und so war es auch. Die Party wurde dank des schönen Wetters ein voller Erfolg.

So sieht man mal wieder: Die schwierigste Phase in einer stundenastrologischen Deutung ist das Verstehen der Frage! Der Rest ist meistens Kinderspiel. Für die richtige Deutung brauchte ich nur einen Planeten. Das Problem war nur: Welchen?

Noch ein pikantes Detail: ein anderer Astrologe hatte am gleichen Tag zu diesem Horoskop bemerkt: "Vergessen Sie die Party! Es wird den ganzen Abend regnen." Sein Grund für diese Deutung: Neptun im 4. Haus! Glücklicherweise hat meine Klientin nicht auf diesen Kollegen gehört, denn die eigentliche Antwort geben immer die antiken Planeten. Stundenastrologie ist klassische Astrologie!

(Aber Fragen über das Wetter machen mich ziemlich nervös. Im Grunde beantworte ich sie nicht gerne.)

 

Fallbeispiel 3: Wo ist meine Pistole?

 

Oft sind Klienten überhaupt nicht interessiert an einer tiefgehenden psychologischen Deutung ihres Geburtshoroskops, sondern möchten nur eine für sie sehr wichtige konkrete Frage beantwortet haben. Übrigens können auch diese Beratungen zu richtigen Lebensberatungen werden, wenn es um existentielle Lebensfragen geht, beispielsweise im Bereich Liebe und Partnerschaft. Oft werfe ich dann auch einen Blick auf das Geburtshoroskop, insbesondere auf Transite. In meinen Büchern habe ich Beispiele solcher Beratungen gegeben. Regelmäßig rufen Klienten mich verzweifelt an, weil sie einen kostbaren oder wichtigen Gegenstand (Geldbeutel, Schmuck, Schlüssel, Dokumente usw.) nicht mehr finden können. Es ist sehr schön, wenn man als Stundenastrologe in solchen Fällen schnell und zuverlässig helfen kann.

Vor einiger Zeit rief mich ein Mann an, der seine Pistole nicht mehr finden konnte. Hatte er sie im Hause versteckt oder wurde sie gestohlen? Im letzteren Fall hätte er ein großes Problem.

Horoskop: Wo ist meine Pistole?
18.10.2011, 16.02 MEZ/S, Neubiberg (bei München).
AC 18°56' Wassermann, Placidus-Häuser

Die Fragen, die zu beantworten sind:

1. Findet der Mann seine Pistole wieder?

2. Wenn ja, wo könnte sie sich befinden?

3. Wenn ja, wann würde der Mann seine Pistole finden?

-Signifikatoren

Der Fragende: In der Stundenastrologie ist der Fragende immer der klassische Herrscher des ersten Hauses (H1). In diesem Fall ist das Saturn in der Waage, wo er in seiner Erhöhung steht, im 8. Haus. (Uranus, der moderne Herrscher des Wassermanns, spielt hier also keine Rolle!)

Die Pistole: Während Immobilien Haus 4 zugeordnet werden, fällt beweglicher Besitz meistens unter das 2. Haus. Der klassische Herrscher dieses Hauses ist Mars = die Pistole. Das Horoskop liefert uns hier sofort eine Wiederspiegelung der Frage, denn Waffen sind generell Mars zugeordnet. So eine Wiederspiegelung liefert dem Stundenastrologen die Sicherheit, dass er es mit einem aussagekräftigen Horoskop zu tun hat!

-Findet er seine Pistole wieder?

Wenn der Signifikator für das Verlorene an einer Horoskop-Achse steht, ist erfahrungsgemäß die Chance groß, dass das Objekt wieder gefunden wird. Aber sicherheitshalber untersuchen wir auch, ob es eine Verbindung zwischen H1 (Fragender) und H2 (Pistole) gibt. Ja, die gibt es, denn Mars auf 17° Löwe wird ein Sextil zu Saturn auf 20° Waage bilden. Dieser doppelte Hinweis garantiert uns, dass die Pistole zurückkommt.

Ein Sextil ist ein günstiger Aspekt, aber weniger günstig als das Trigon. Das Trigon besagt meistens, dass der verlorene Gegenstand von alleine auftaucht, das Sextil rät uns, zu suchen.

-Wo soll er suchen?

Mars an der Horoskop-Achse besagt, dass die Pistole in der Nähe ist, höchstwahrscheinlich im Hause. Sie wurde nicht gestohlen, denn ein eventueller Dieb würde von einem Planeten in schlechtem Zustand (Exil, Fall) an einer Achse angedeutet und einen solchen Planeten gibt es nicht. (Mars ist als H2 schon 'belegt'). Der Deszendent zeigt den Westen an. Der Mann soll im Westen des Hauses suchen. Das Feuerzeichen Löwe besagt, dass die Pistole sich beispielsweise an einem Ort befinden könnte, wo geheizt wird oder wo eiserne Gegenstände gelagert werden.

-Wann findet er die Pistole?

Das Sextil zwischen Mars und Saturn kommt nach etwa 3° zustande. Die drei Grade deuten ein Zeitmaß an. Es kann sein, dass die Pistole nach etwa drei Stunden, drei Tagen, drei Wochen oder drei Monaten gefunden wird. Weil mein Klient mich nicht gefragt hat, wann er die Pistole wiederfinden würde, habe ich ihm diese Frage auch beantworten müssen. Der Astrologe soll nur die Fragen beantworten, die gestellt werden!

-Ergebnis:

Der Fragende fand seine Pistole nach erst nach knapp 3 Wochen, im Westen des Hauses, zwischen alten Eisenplatten. Warum hat es so lange gedauert? Vielleicht hat er nicht gründlich gesucht? Vielleicht war in seinem Haus ein Chaos? Schließlich steht Neptun im 1. Haus! :-)

-Fazit:

In diesem Fall ging es um ein sehr einfaches Stundenhoroskop und ich konnte die Antwort mit Hilfe von nur zwei Planeten geben. Alle andere bräuchte ich nicht! Wieviel Zeit nahm die Deutung in Anspruch? Höchstens 5 Minuten!